Nicht-Zwei ist Frieden

Wie alle Menschen gemeinsam eine neue globale Ordnung auf kooperativer Grundlage schaffen können

»Tribalismus«

(ein zentraler Begriff in Nicht-Zwei ist Frieden)

Das Wort Tribalismus steht im Deutschen im engeren Sinn für Stammesbewusstsein und -zugehörigkeitsgefühl. Im erweiterten Sinne wird es auch für das Zugehörigkeitsgefühl zu jeder Art von Gruppe gebraucht.

Wenn Adi Da von »Tribalismus« spricht, verweist er damit auf das Ego in seiner kollektiven Form. Es ist seine Beobachtung, dass Gesellschaften nicht auf der Basis der Annahme, alle Menschen seien eine einzige Spezies, operieren, sondern von vermeintlichen »Unterschieden« ausgehen – von der Vorstellung »wir« und die »anderen«. Die Identifikation mit der eigenen Gruppe oder Gruppierung – dem Dorf, Stamm oder Staat, der Sippe, Religion oder Partei und so weiter – trägt entscheidend dazu bei, wie die Menschen denken und handeln: Sie nehmen instinktiv an, dass diejenigen, die nicht zur »eigenen Gruppe« gehören, »Fremde« sind. Dies sind Schlüsselwörter, die unsere menschliche Psyche und unsere gesellschaftliche und politische Sprache prägen.

Für Adi Da bedeutet »Tribalismus« also die Psychologie der Identifikation mit der eigenen Gruppe, die immer an die erste Stelle gesetzt wird. Er kritisiert damit nicht die positiven Bindungen zwischen den Mitgliedern einer Gruppe, sondern den Reflex der Getrenntheit. In den altindischen Upanishaden wird gesagt: »Sobald ein ›anderer‹ da ist, entsteht Angst.« Das gilt für die Gruppe oder das Kollektiv wie für den Einzelnen. Die Angst vor dem »anderen« ist die uralte Ursache aller persönlichen Konflikte und aller Kriege zwischen Kollektiven.

Es ist offensichtlich, dass der »Tribalismus« heute verheerende Folgen hat und vielleicht zu völligem Untergang führt. Die Erdsysteme brechen zusammen und die soziale, politische und wirtschaftliche Ordnung ist überall auf der Welt in der Krise. Die Nationalstaaten und Staatengemeinschaften sind nicht in der Lage, die globalen Notstände zu beseitigen. Es muss dringend ein neuer Prozess in Gang kommen, der von der immer-schon-bestehenden Einheit ausgeht.